Jahrzehnte im Überblick
Ein Rückblick
Jedes Jahr erzählt Geschichte: Von Herausforderungen und Erfolgen, von Höhen und Tiefen. In der nachstehenden Zeitleiste kann man sich durch die Jahrzehnte klicken und die 100-jährige Geschichte durchleben. Als bäuerliche Interessensvertretung war und ist es immer noch unsere Aufgabe, Einzelinteressen zu einem großen Gesamtinteresse zusammenzuführen und zu vertreten. Und in den 100 Jahren hat sich bestätigt, dass sich die Bäuerinnen und Bauern selbst besser organisieren können, als jede andere staatliche Behörde es jemals könnte.

Die am 22. Februar 1922 per Landtagsbeschluss gegründete LK NÖ hatte am 22. Juni ihre konstituierende Vollversammlung in Wien, erster Präsident wurde Josef Zwetzbacher. Die Hyperinflation belastete den Staatshaushalt. In den Verhandlungen über das Wirtschaftssanierungsprogramm der Regierung übernahm die LK NÖ eine zentrale Position.
Erster Marktbericht der LK NÖ erscheint
Die LK NÖ war 1923 das erste Mal auf der Wiener Messe vertreten. Präsentiert wurden Feldfrüchte und Obst aus heimischer Produktion. Außerdem gab es eine Verkostung regionaler Weine. In den Folgejahren beteiligte sich die LK NÖ regelmäßig an der Messe. Zusammenschluss zur Präsidentenkonferenz der landwirtschaftlichen Hauptkörperschaften Österreichs.
Mit Jahresbeginn 1925 wurde das erste Mal die kammereigene Zeitschrift „Die Landwirtschaft“ herausgegeben. Die Zeitschrift erschien von nun an monatlich und bot auf rund 50 Druckseiten Informationen u. a. über den Agrarmarkt und die Tätigkeit der LK NÖ.
Gründung der Fortbildungsvereine (=Vorläufer der LJ, war aber Bauernbund-Organisation)
1926 wurde die Nachrichtenkorrespondenz „Agrarische-Nachrichten-Zentrale“ eingerichtet. Die ANZ war Teil der LK NÖ und versorgte ab Dezember die großen Presseverlage gegen eine Gebühr wöchentlich mit aktuellen Informationen über die Land- und Forstwirtschaft. Umzug des Bürogebäudes der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer in Wien von der Stallburggasse in die Löwelstrasse.
Zur Durchführung einer Bodenkartierung von NÖ wurde ein eigenes Laboratorium im Bürogebäude der LK NÖ eingerichtet. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bodenkultur in Wien wurde mit der Arbeit unter der Leitung von Prof. Dr. Till begonnen.
Das landwirtschaftliche Arbeitsamt für NÖ, Wien und das Burgenland wurde mit Jahresbeginn 1928 in Wien eingerichtet. Mit dem Landarbeiterversicherungsgesetz wurde die österreichweite Pflichtversicherung gegen Krankheit, Unfall und Invalidität sowie die Altersfürsorge für Landarbeiterinnen und Landarbeiter durchgesetzt.
Selbstversorgung der österreichischen Milchversorgung wird erreicht
Die Präsident-Reither-Stiftung wurde 1929 anlässlich dessen 50. Geburtstags gegründet. Die Agrarkrise führte zu einem Substanzverlust in der niederösterreichischen Landwirtschaft. Die Genossenschaftszentralkasse stellte Kredite in Höhe von 26 Mio. Schilling zur Verfügung, um den Ankauf von überschüssigen Agrarprodukten zu ermöglichen.
Im Frühjahr 1930 begann die Abteilung für Wirtschaftsstatistik der LK NÖ mit der Arbeit. Die Fachabteilung übernahm fortan die Leitung über das Marktberichtswesen und verfasste zudem eigene Wirtschaftsberichte für die Agrarische Nachrichtenzentrale.
Die rasant steigende Arbeitslosigkeit als Folge der Weltwirtschaftskrise erfasste auch die Landwirtschaft. Dennoch konnte das landwirtschaftliche Arbeitsamt auf eine Steigerung auf 6.100 vermittelte Arbeitskräfte verweisen. Die Lehrlingsvermittlung der LK NÖ brachte 741 Jugendliche auf Lehrstellen unter.
Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft zahlte angesichts der Wirtschaftskrise 702.000 Schilling als Notstandshilfe an Gebirgsbauern und -bäuerinnen in Form von Mineraldünger, Mahlgetreide, Saatgetreide und als Finanzhilfe für Genossenschaften.
Beginn der autoritären Dollfuß-Schuschnigg-Regierung nach der Entmachtung des Parlaments. Im Zuge des Verbots der Nationalsozialistischen Partei wurden den Landeskammerräten Dr. Johannes Hardegg und Leopold Birringer die Mandate entzogen. Zudem verloren die Sozialdemokraten Alois Mentasti und Andreas Mayer ihre Funktionen.
Mit der Gründung des Berufsstandes Land- und Forstwirtschaft wurden die Landarbeiterinnen und Landarbeiter sowie die Angestellten in die Landwirtschaftskammern eingegliedert. Zwölf Vertreter der Arbeitnehmerschaft wurden im September feierlich in die Vollversammlung der LK NÖ aufgenommen.
Das Milchverkehrsgesetz verpflichte die Landmolkereien und Genossenschaftsmolkereien zur Abnahme überschüssiger Frischmilch. Durch Überproduktion stieg die Abgabemenge von 133 Mio. Liter 1933 auf 165 Mio. Liter an. Milchprodukte, wie Butter und Käse, wurden vermehrt ins Ausland exportiert.
Durch das Juliabkommen mit Deutschland konnten Landarbeiterinnen und Landarbeiter wieder dorthin ausreisen. Bis zum Ende des Jahres wanderten zwischen 10.000 und 15.000 Arbeitskräfte – vor allem aus dem Burgenland – in die deutsche Landwirtschaft ab. Die staatliche Arbeitsmarktverwaltung und das landwirtschaftliche Arbeitsamt unterstützten die oft saisonalen Wanderungen.
Einrichtung des „Fonds für die Seßhaftmachung land- und forstwirtschaftlicher Arbeitnehmer“. Beitragspflichtig waren sowohl Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Jährlich konnte die LK NÖ dadurch rund 100.000 Schilling in den Ausbau und die Verbesserung von Landarbeiterwohnungen stecken.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurden die Landwirtschaftskammern in den „Reichsnährstand“ überführt. Dieser organisierte die gesamte Land- und Ernährungswirtschaft. Nach deutschen Maßstäben hinkte jedoch die österreichische Landwirtschaft in der Produktivität nach.
Kriegswirtschaft und Mobilmachung von Soldaten im beginnenden Weltkrieg verschärften den Mangel an Arbeitskräften. Die Löhne stiegen um ein Drittel – bei festgesetzten Preisen. Der Einsatz junger Menschen als Erntehelferinnen und Erntehelfer und Beschränkungen des Arbeitsplatzwechsels schafften kaum Abhilfe.
In „Niederdonau“ wurde Heinz Haushofer zuständiger Abteilungsleiter für land- und forstwirtschaftliche „Arisierungen“. Damit ist die massenhafte Enteignung jüdischen Grund- und Betriebsbesitzes zugunsten von als „arisch“ klassifizierten Käufern gemeint, die Güter unter Wert erwarben.
Das nationalsozialistische Regime trieb die Mechanisierung der Landwirtschaft voran. Die Zahl der Traktoren, Kartoffelerntemaschinen oder Bindemäher nahmen in den frühen Kriegsjahren um das Vier- bis Sechsfache zu. Der Düngereinsatz stieg bis 1941; beispielweise um das Vierfache bei Stickstoffdünger.
Nach dem „Anschluss“ wurde auch die Agrarwissenschaft unter nationalsozialistischen Vorzeichen neu organisiert. Ziel war die politisch gesteuerte Produktionssteigerung zur Unterstützung der Kriegswirtschaft. 1942 vermeldeten die Versuchshöfe in „Niederdonau“ Erfolge etwa in Pflanzenbau und -zucht.
Den massenhaften Arbeitskräftebedarf in der Landwirtschaft deckte das NS-Regime mit Zwangsarbeitern u.a. aus Polen und der UdSSR – 1943 waren es über 80.000 Personen. Hinzu kamen zehntausende Kriegsgefangene sowie die später zu Kriegsende zwangsweise eingesetzten ungarischen Jüdinnen und Juden.
Der kriegswirtschaftlich bedingte Mangel an Betriebsmitteln zeitigte dramatische Auswirkungen auf Ernten und Erträge und hatte negative Folgen für die Ernährungslage insbesondere in Wien. Seit 1938 war die Roggenernte ebenso wie der Bestand an Schweinen um die Hälfte zurückgegangen. Schlachtgewichte und die Milchleistung der Kühe sanken.
Bereits im April 1945, also noch vor der Kapitulation NS-Deutschlands und etwa zeitgleich mit der Errichtung einer provisorischen Staatsregierung in Österreich, nahm die LK NÖ ihre Tätigkeit wieder auf. Interimistischer Präsident war Josef Kraus, bis Josef Reither das Amt im August wieder übernahm. Reither war bis 1938 Kammerpräsident gewesen.
Mit Jahresbeginn 1946 wurde die Zeitschrift „Die Landwirtschaft“ wieder aufgelegt. Bundes- und Landesmittel auf Grundlage des Landwirtschaftlichen Wiederaufbaugesetzes förderten die Wiederherstellung von kriegsgeschädigten Betrieben und beschädigter Infrastruktur – fast jeder Betrieb war betroffen. Viehstand und Ernteerträge unterboten teils den Stand von 1922.
Organisation von Notlieferungen nach Wien (Milch, Kartoffeln, Gemüse, Obst)
Über 5.700 Anträge auf Unterstützung aus dem Wiederaufbaufonds gingen 1947 bei der LK NÖ ein. Eine „Ölprämie“ schuf Anreize zur Ausweitung der Anbaufläche von Soja, die sich von 1947 auf 1948 verdreifachte. Mit einem großen Festakt feierte die LK NÖ ihr 25-jähriges Gründungsjubiläum, unter den Gästen war auch Bundeskanzler Leopold Figl.
Der Verband der Europäischen Landwirtschaft (CEA) wurde 1948 gegründet. Im Sommer des Vorjahres hatte US-Außenminister George C. Marshall ein Hilfsprogramm vorgeschlagen, das als European Recovery Programme („Marshall“-Plan) ab 1948 auch in Österreich für Wiederaufbau und Wirtschaftsförderung umgesetzt wurde.
Preis pro Liter Frischmilch 1 Schilling
Die Rekordernte von 1949 verbesserte die Ernährungslage nach dem Krieg. Eine neue Landarbeitsordnung sollte die „Landflucht“ eindämmen - dazu wurde die Bildung einer nö. Landarbeiterkammer vorbereitet, die 1951 ihre konstituierende Sitzung hatte. Wie schon das Landarbeitergrundsatzgesetz aus dem Vorjahr hatten diese Maßnahmen zum Ziel, Landarbeiterinnen und Landarbeiter den Industriearbeiterinnen und Industriearbeitern gleichzustellen.
Die Lehrlings- und Fachausbildungsstelle in der Landwirtschaftskammer NÖ wurde eingerichtet.
Marktordnungsgesetze zur Preisregulierung eingeführt
Die LK NÖ verzeichnete 1950 trotz des bestehenden Arbeitskräftemangels eine erhebliche Steigerung der Produktion. Mechanisierung und Motorisierung sowie gute Versorgung mit Mineraldünger begünstigten die deutlichen Ertragssteigerungen. Die Erntemenge bei den meisten Feldfrüchten lag – mit Ausnahme vom Weizen – aber hinter den Vorkriegszahlen.
Deutschland, Frankreich, Italien und die Benelux-Staaten unterzeichneten den Gründungsvertrag der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl – Ausgangspunkt der heutigen EU. Die Betriebszählung 1951 unterschied nach Betriebsform. In NÖ waren gemischte Weinbauwirtschaften am häufigsten, dazu kamen viele Ackerbau- und Spezialbetriebe.
1952 gab es einen neuen Höchststand an ERP-Hilfen (aus dem „Marshall-Plan“), danach wurden die Förderkredite sukzessive gekürzt. In Zusammenarbeit mit der Bundesregierung stellte die LK NÖ neue Agrarinvestitionsprogramme auf, um den Kapitalbedarf der Land- und Forstwirtschaft zu decken.
Gründung des Maschinenpflegehofes in Mold
Die österreichische Handelsbilanz war 1953 seit 1918 erstmals ausgeglichen und die Rationierung über Lebensmittelmarken wurde eingestellt. Die inländische Produktion konnte einen Großteil des Nahrungsmittelbedarfs decken. Das Hauptaugenmerk der LK NÖ richtete sich auf Absatzchancen und Qualitätsverbesserungen.
Ende 1954 waren 81 Prozent der Agrargüter von Handelszöllen befreit. Die Landwirtschaft hatte ebenfalls Anteil am österreichischen Konjunkturaufschwung, wenn auch in geringerem Ausmaß als andere Industriezweige. Der beginnende Strukturwandel war als erstes bei Kleinbetrieben und auf Bergbauernhöfen spürbar.
Am 15. Mai 1955 wurde der Staatsvertrag zur Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreichs von der UdSSR, Großbritannien, USA und Frankreich sowie Österreich unterzeichnet. Die LK NÖ nannte als Ziel, den Staat durch die weitestgehende Sicherung der Ernährung aus der eigenen Produktion auch wirtschaftlich zu festigen.
Nach dem „Ungarnaufstand“ 1956 kamen fast 200.000 Menschen über die Grenze nach Österreich, rund 30.000 blieben im Land. Über die LK NÖ liefen zu dieser Zeit verschiedene Kreditaktionen, z.B. jene der Bau- und Maschinenkreditgenossenschaft, die 1955 und 1956 ca. 114 Mio. Schilling an Krediten gewährte und vor allem an Betriebe mit einer Fläche unter 20 ha gerichtet war.
Erster Grüner Bericht – Beginn der Erhebung landw. Einkommensdaten
Der Verbrauch an Handelsdünger war 1957 ungefähr fünfmal so hoch wie 1937. Zur rationellen Bewirtschaftung arbeitete die LK NÖ auf eine Vergrößerung von Betriebsflächen hin, etwa durch freiwillige Zusammenschlüsse der Betriebe zu Genossenschaften. 38 Prozent der Betriebe in NÖ hatten zu dieser Zeit eine Nutzfläche von unter zwei Hektar.
Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
Die landwirtschaftliche Zuschussrente brachte in Österreich erstmals eine Geldleistung für Bauern zusätzlich zum Ausgedinge. Die LK NÖ führte Verhandlungen über Entschädigungen für die Bodennutzung für Infrastrukturprojekte, z.B. 1958 vor der Errichtung des Ennskraftwerks St. Pantaleon, das 1965 in Betrieb ging.
Die LK NÖ trat 1959 gegen eine Politisierung der Agrarpreisverhandlungen auf. Österreich verzeichnete einen Arbeitskräftemangel und diskutierte über Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften. Die Landwirtschaft hatte ebenfalls zu wenig Arbeitskräfte, die Flächenproduktivität war allerdings über 40 Prozent höher als 1937.
Die Agrarinvestitionskreditaktion (AIK) sollte Kredite auch für Klein- und Mittelbetriebe ermöglichen und die österreichische Landwirtschaft auf einen gemeinsamen europäischen Markt vorbereiten. Österreich war nun auf vielen Gebieten Agrarexporteur und trat 1960 der neugegründeten Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) bei.
Der von der LK NÖ mitfinanzierte Wirtschaftskulturfilm „Der Magen der Großstadt“ wurde 1961 in Wien uraufgeführt. Meldedienste sollten über den Lagerbestand an Agrarprodukten Auskunft geben, um unnötige Importe und damit einen Preisverfall zu verhindern. An den Grenzstellen zu Italien wurde ein solcher Meldedienst etabliert.
Die Geflügelprüfanstalt in Schwechat machte Versuche zu Zucht- und Fütterungsmethoden, die Grundsteine für eine moderne Tierhaltung legten. Die Landmaschinenschule in Mold hatte 1962 über 1.600 Kursteilnehmerinnen und Teilnehmer. Die LK NÖ begleitete den Umstellungsprozess der Molkereien auf Tankanlieferung; für neue Sammelstellen und Kühlwannen wurden Kredite vergeben.
Zum ersten Mal wurde die „Tullner Blumen- und Gartenbaumesse“ unter dieser Bezeichnung durchgeführt. Sie hatte 1953 als Blumenkorso begonnen und konnte 1963 ca. 50.000 Gäste anlocken. In der LK NÖ wurde 1963 versuchsweise ein Lochkartensystem zur Verwaltung der Kammerumlage eingeführt.
Der nö. Landtag beschloss ein Aussetzverbot für Weinreben bis Ende 1967 und die Anlage eines Weinbaukatasters. Die Krankenversicherung für die bäuerliche Bevölkerung wurde 1965 eingeführt, die Leistungspflicht der Bauernkrankenkasse begann mit April 1966. Die LK NÖ veranstaltete dazu Info-Konferenzen für die Bezirksbauernkammern-Sekretäre.
Nach dem Ende der Großen Koalition begann 1966 die ÖVP-Alleinregierung unter Bundeskanzler Klaus. Die LK NÖ stellte fest, dass ein Viertel aller Milchlieferanten des Bundesgebiets in NÖ ansässig war, und registrierte 1966 verstärktes Interesse an ihrer Grünfuttersilo-Aktion, mit der die Errichtung von Hermetiksilos aus Beton unterstützt wurde.
1967 wurde das Werbeprogramm für „Urlaub am Bauernhof“ ins Leben gerufen, das mit Broschüren und Messeauftritten rasch zum Erfolg wurde. Es konnten jährlich neue Betriebe aufgenommen werden. In der Schweineprüfanstalt Schwechat wurde in diesem Jahr ein neues Stallgebäude errichtet.
Im Nachbarland Tschechoslowakei wurde 1968 der „Prager Frühling“ durch den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts gewaltsam beendet. Die LK NÖ wollte mit „strukturbereinigenden“ Fusionen einer Überversorgung des Marktes entgegentreten, z.B. mit der Planung eines Zentralbutterwerks in Prinzersdorf. Die Beschäftigtenzahlen in der Landwirtschaft waren in den 1960er Jahren gesunken, NÖ war ein Industrieland geworden.
Erster Computer zur Erstellung von Marktprognosen in der LK NÖ (IBM 360/40)
Neue Ausschüsse für Strukturveränderungen und Raumordnung zeigten 1969 die steigende Bedeutung dieser Agenden für die LK NÖ. Sojaschrot überholte Fischmehl bei den Futtermittelimporten. Beim Brotgetreideanbau zeigte sich die Umschichtung seit Kriegsende: Roggen war um die Hälfte zurückgegangen, Weizen im selben Maß gestiegen.
Mit der SPÖ-Minderheitsregierung 1970/71 begann die „Ära Kreisky“. Die Agrarpreispolitik wurde wegen der schlechten Einkommenssituation der Landwirtschaft zum Spannungsfeld. Bei Verhandlungen zwischen Regierung und Sozialpartnern setzte sich die LK NÖ für einen Mittelweg zwischen Rationalisierung und Arbeitsplatzerhalt ein.
Am 19. März 1971 protestierten über 7.000 Bauern aus NÖ mit ihren Traktoren in Wien gegen die Agrarpolitik der SPÖ-Regierung. Nach anfänglichem Widerstand lenkte die Bundesregierung schließlich ein, der Dieselpreis wurde verbilligt und der Milcherzeugerpreis um 25 Groschen pro Liter angehoben.
Der Bäuerinnenbeirat in der LK NÖ gründete sich 1972. Mit der Aktion „Vollelektrifizierung der Landwirtschaft“ wurde 1971/72 das Stromnetz der NEWAG verdichtet. Der Lagebericht der nö. Landwirtschaft von 1971 wurde von der Library of Congress angefordert – ein Erfolg für die Öffentlichkeitsarbeit der LK NÖ.
Die Ölpreiskrise zeigte, wie stark die Industriestaaten von fossiler Energie abhängig waren. In NÖ breitete sich 1973 die Maul- und Klauenseuche über mehrere Bezirke aus. 80.000 Notschlachtungen wurden erforderlich und eine breite Impfaktion wurde durchgeführt. Das Land NÖ gewährte zinslose Überbrückungskredite für betroffene Betriebe.
Die Bauernkrankenkasse, die Land- und Forstwirtschaftliche Sozialversicherungsanstalt und die Pensionsversicherungsanstalt der Bauern wurden 1974 zur Sozialversicherungsanstalt der Bauern (SVB) vereinigt – eine bei den Betroffenen durchaus diskutierte Entscheidung. Wegen der Ölpreiskrise gab es in Österreich kurzzeitig einen autofreien Tag.
Die Nationalratswahlen 1975 bestätigten die SPÖ-Alleinregierung, und die Agrarpreispolitik blieb ein Konfliktfeld zwischen Bundesregierung und landwirtschaftlichen Interessenvertretungen. In Wieselburg fand die „NÖ Landwirtschaftsmesse“ erstmals unter diesem Namen statt. Die „Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen“ in der LK NÖ erhielt Statuten und wählte die erste Landesbäuerin.
Die LK NÖ machte eine Umfrage unter Nebenerwerbslandwirtinnen und -landwirten, die fast 14.000 Antworten einbrachte und die Basis für Spezialberatungen in den folgenden Jahren bildete. Die festliche Gründung der „Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen“ im Oktober 1976 verankerte Politik von und für Frauen dauerhaft in der Kammer.
Aufgrund des nö. Landwirtschaftsgesetzes wurde 1977 erstmals eine Flächenprämie für alle Bergbauern und -bäuerinnen in NÖ ausbezahlt. Zum ersten Mal erschien auch der Landwirtschaftsbericht, in dem das Land Niederösterreich die wirtschaftliche und soziale Lage in der Land- und Forstwirtschaft analysiert.
Eine Volksabstimmung brachte eine knappe Mehrheit gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf. Auf Initiative der LK NÖ startete 1978 an der Universität für Bodenkultur Wien ein Vorlesungszyklus zur Kommunikation für Führungskräfte in der Landwirtschaft.
1. AUSTROFOMA mit 10 Ausstellern und 300 Besuchern
Auf dem Rinder- und Schweinemarkt verfielen die Preise. Die LK NÖ kritisierte, dass die Bundesregierung nicht ausreichend Exportförderungsmittel für die Entlastung des Marktes zur Verfügung stellte. Eine Vorführung neuer Forstmaschinen sollte 1979 Rationalisierung und überbetriebliche Zusammenarbeit anregen.
Im Jahr 1980 wurden erstmals Anbauversuche mit Ölkürbissen durchgeführt. Der Anteil der in der Land- und Forstwirtschaft in NÖ Tätigen war in den letzten zehn Jahren von 21,4 auf 15,9 Prozent aller Berufstätigen gesunken und die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe hatte zugenommen.
Biologischer Landbau gewinnt an Bedeutung - 60 Betriebe wirtschaften in NÖ organisch-biologisch
Die 1981 im Bezirk Herzogenburg aufgetretene Maul- und Klauenseuche machte in mehreren Betrieben die Keulung von Tieren notwendig; die Situation konnte aber rasch unter Kontrolle gebracht werden. Im Marchfeld und im Horner Becken wurden Versuche zur Tröpfchenbewässerung von Ackerkulturen begonnen.
In einer Novelle zum nö. Landwirtschaftsgesetz wurde der Aufgabenbereich der LK NÖ als Verfassungsbestimmung festgelegt. Mit dem österreichischen Betriebshilfegesetz 1982 wurde der Mutterschutz für Bäuerinnen eingeführt, was die „Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen“ in NÖ als großen Erfolg sah.
Bundespolitisch endete die Ära Kreisky und es folgte eine SPÖ-FPÖ-Koalition unter Fred Sinowatz. Die LK NÖ beschäftigte sich mit dem Waldsterben durch Luftverschmutzung, besichtigte 1983 Schadgebiete im tschechischen Erzgebirge und setzte auf Forschungsinitiativen und Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit.
Die Besetzung der Stopfenreuther Au im Dezember 1984, die den Bau eines Donaukraftwerks bei Hainburg verhindern sollte, war ein Meilenstein für die Umweltbewegung. In der LK NÖ wurden in diesem Jahr die Referate für Presse, Rundfunk und Fernsehen zum Informationsreferat zusammengelegt.
Ein neues nö. Umweltschutzgesetz trat 1985 in Kraft. Beim Konrad-Lorenz-Volksbegehren im März 1985 forderten österreichweit fast 354.000 Unterzeichner die Errichtung eines Nationalparks statt eines Kraftwerks bei Hainburg. Den österreichischen Weinmarkt erschütterte in diesem Jahr der „Glykolskandal“.
Erste vernetzte Großrechneranlage in der LK NÖ für den Bürobetrieb
Von der neuen Großen Koalition erwartete die LK NÖ eine Wende in der Agrarpolitik. St. Pölten wurde 1986 Landeshauptstadt. Der radioaktive Niederschlag nach dem GAU von Tschernobyl traf besonders den Obst- und Gemüsebau und das Viehfutter. Die LK NÖ koordinierte Schadensersatzzahlungen für die betroffenen Betriebe.
Das Umweltreferat der LK NÖ begann 1987 seine Tätigkeit. Novellen zu den Marktordnungsgesetzen brachten bessere Rahmenbedingungen in den Produktionsbereichen Getreide, Milch, Vieh und Geflügel. In Niederweiden fand das 34. Weltleistungspflügen statt.
Zur Vorbereitung auf einen möglichen EU-Beitritt machte die Betriebsabteilung der LK NÖ Studienreisen nach Bayern, Rheinland-Pfalz und Südtirol. Die Aktion der Gartenbaubetriebe „NÖ im Blumenschmuck“ wurde zum 20. Mal in 172 Städten und Orten durchgeführt; Gewinner waren Kottingneusiedl, Seitenstetten und Scheibbs.
Erste Computer auf den Bezirksbauernkammern
Der Fall des Eisernen Vorhangs veränderte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in Niederösterreichs Grenzregionen. Eine neue frauenpolitische Errungenschaft war 1989 die getrennte Pensionsauszahlung für Bäuerinnen. Von der Anhebung der Kinderbeihilfe profitierten 120.000 Kinder aus bäuerlichen Familien in NÖ.
Ein Skandal um die Spesenverrechnung der steirischen Arbeiterkammer löste eine Diskussion über Kammerpflichtmitgliedschaften aus. Die LK NÖ betonte die Wichtigkeit gesetzlich fundierter Interessenvertretungen. 1990 gründete sich die Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt „Arche Noah“.
Die Zahl der Betriebe, die nach den Richtlinien des biologischen Landbaues wirtschaften, hat sich 1991 von 280 auf 428 erhöht. Für die Aktion „Urlaub am Bauernhof“, die die LK NÖ seit langem mit Werbe- und Informationsmaßnahmen unterstützte, wurde in diesem Jahr ein eigener Bundesverband etabliert.
Die Einführung der Bäuerinnenpension 1992 verbesserte die Absicherung von Frauen in Familienbetrieben. In der McSharry-Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EG/EU wurden Garantiepreise durch ein System von Direktzahlungen ersetzt, was auch die LK NÖ mit Blick auf den anstehenden EU-Beitritt Österreichs mitverfolgte.
Mit umfangreichen Beratungs- und Informationskampagnen, Telefonhotlines und Gesprächen stand die LK NÖ den Bäuerinnen und Bauern im Jahr vor der Abstimmung über den EU-Beitritt Österreichs zur Seite. Das Land NÖ trat 1993 dem Klimabündnis bei und das Umweltreferat der Kammer arbeitete im Beirat mit.
Beim Referendum über den EU-Beitritt Österreichs im Juni 1994 sprachen sich zwei Drittel für einen Beitritt aus. In der Kammerreform 1994 wurden aus den zuvor 15 Fachabteilungen der LK NÖ acht Bereiche sowie drei Stabstellen für Umwelt, Öffentlichkeitsarbeit und EDV.
Aufgaben der LK NÖ waren im ersten EU-Jahr Österreichs die Anpassung an den EU-Agrarmarkt und Übergangsregelungen, die Preissenkungen abfedern sollten. Auch das „Österreichische Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft“ (ÖPUL) startete.
Im März sprachen sich 92 Prozent der Kammermitglieder in einer Urabstimmung für Bauernkammern mit gesetzlicher Mitgliedschaft aus und beendeten so einen parteipolitisch motivierten Versuch, die gesetzliche Interessenvertretung massiv zu schwächen.
Zahlreiche BSE-Fälle in Großbritannien und Nordirland verunsicherten europaweit die Konsumentinnen und Konsumenten; in NÖ wurde daher 1996 die Gründung eines Tiergesundheitsdienstes beschlossen. Im Erinnerungsjahr „1.000 Jahre Österreich“ verwandelte die Landjugend den Wiener Stephansplatz für eine Woche in einen Acker.
Ein Volksbegehren, das ein Verbot von Produktion und Verkauf gentechnisch veränderter Nahrungsmittel in Österreich forderte, erzielte 1,2 Mio. Unterschriften. Das „Jahrhunderthochwasser“ im Juli 1997 verursachte enorme Schäden in der Landwirtschaft, auch das neue Regierungsviertel in St. Pölten stand unter Wasser.
Verpflichtende Kennzeichnung von Schweine, Schafen und Ziegen
Die LK NÖ übersiedelte 1999 in ihr neues „Haus der Landwirtschaft“ in St. Pölten. Die neun Landes-Landwirtschaftskammern und die Präsidentenkonferenz gründeten den Verein „Agrarnet Austria“, um einen gemeinsamen Internetauftritt umzusetzen. Zur Betreuung der Websites aus NÖ gab es einen eigenen „Infomaster“.
Die ÖVP koalierte mit der FPÖ, worauf die EU-Staaten aus Protest vorübergehend ihre bilateralen Beziehungen reduzierten. Mit „Natura 2000“ entstanden Schutzgebiete zur Erhaltung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Ab 2000 waren alle Standorte der LK NÖ per E-Mail erreichbar.
2001 war das Jahr der „9/11“-Terroranschläge in den USA. In Österreich wurde die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) eingerichtet. Im Waldviertel wurde der erste österreichische BSE-Fall nachgewiesen. Die „Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen“ in NÖ feierte ihr 25jähriges Jubiläum.
Seit 2002 ist der Euro als gemeinsame Währung im Umlauf, was auch Umstellungen im Finanz- und Verwaltungsbereich der LK NÖ nötig machte. Das Jahr war von einer Hochwasserkatastrophe an der Elbe und in NÖ an Donau und Kamp geprägt, auf die mit der Aktion „Bauern helfen Bauern“ reagiert werden konnte.
Im „Hitzejahr“ 2003 hatte die Landwirtschaft mit großen Dürreschäden zu kämpfen. Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2003 wurde von der EU beschlossen. Das LFI der LK NÖ startete im Bundesland die Bildungsinitiative „bfu – Bäuerliches Familienunternehmen“ zur Auseinandersetzung mit betrieblichen Erfolgsstrategien.
Mit der EU-Erweiterung im Mai 2004 kamen u. a. die Tschechische Republik, die Slowakei und Ungarn zur EU. Die LK NÖ führte ein „Kulturführungs- und Informationssystem Ackerbau“ mit SMS-unterstützter Beratung ein und hielt im Herbst 2004 vier „Zukunftstage“ zu Chancen in der Land- und Forstwirtschaft ab.
Verstärkte Bildungs-, Beratungs- und Marketingtätigkeiten im Dialog mit der Gesellschaft
Österreich war 2006 erstmals Nettoexporteur im Nahrungs- und Genussmittelbereich. Im Waldviertel stiegen 2006 und 2007 einige größere Teichwirtschaftsbetriebe in die Bioproduktion ein. Die LK NÖ feierte die Neueröffnung des Bildungszentrums Mold, an dem die Zusammenarbeit mit Fachschulen intensiviert wurde.
Gründung der lk-projekt GmbH
Unter dem Label „Echt aus NÖ“ kamen Produkte von Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter in den Lebensmittelhandel. 2007 fand in Niederösterreich die internationale Tagung der landwirtschaftlichen Beraterinnen und Berater (IALB) statt, die sich mit der Belebung von Regionen und der Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten auseinandersetzte.
Die internationale Finanzkrise traf 2008 die globalisierte Wirtschaft. Der „Health Check“ der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) fokussierte auf Klimawandel, Wasserressourcen und Bioenergie. Die LK NÖ lud zu einer Tagung mit der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, um Auswirkungen des Klimawandels auf die landwirtschaftliche Produktion zu analysieren.
Die Rinderzuchtverbände und Landwirtschaftskammern von Niederösterreich und der Steiermark gründeten 2009 gemeinsam das Besamungsunternehmen „Genostar“. Die LK NÖ strich mit der Plakatkampagne „Die Landwirtschafftʼs“ Leistungen in den Bereichen Lebensmittelerzeugung, Landschaftsschutz und nachhaltiger Energie hervor.
2010 stellte die LK NÖ ihre Beratungsangebote neu auf, und zwar mit den drei Bausteinen „LK Beratung“, „LK Beratung+“ und „lk-projekt“. Letztere kooperierte auch international und unterstützte z.B. den Aufbau einer landwirtschaftlichen Beratungsstelle im Kosovo.
2011 führte die LK NÖ zum ersten Mal den Lehrgang „Von der EinsteigerIn zur InsiderIn“ für Neulinge in der landwirtschaftlichen Betriebsführung durch. Die Aktion „Schule in der Gärtnerei“ lockte österreichweit über 2.100 Volksschülerinnen und -schüler in 50 Gartenbaubetriebe und bekam einen deutschen Marketingpreis.
Das Jahr 2012 mit Wetterextremen, wie Spätfrost und Dürre, stellte viele landwirtschaftliche Betriebe vor besondere Herausforderungen. In Zusammenarbeit mit der NÖ. Landesregierung und den Banken konnte die LK NÖ ein Hilfspaket zusammenstellen, um Liquiditätsengpässe abzumildern.
Das Futtermittellabor Rosenau bekam 2013 im Technologiezentrum Wieselburg einen neuen Standort. Hochwasser und nachfolgende Trockenheit brachten Ernteeinbußen, sodass Mittel aus dem Katastrophenfonds abgerufen wurden. Das Bienensterben wurde Thema in den Medien; die LK NÖ war wesentlich an der Entwicklung des Bienengesundheitsdienstes beteiligt.
Zur Reform der Einheitswerte führte die LK NÖ über 500 Informationsveranstaltungen durch. Mit der GAP-Reform 2014–2020 wurden in der EU Direktzahlungen mit Leistungen zum Erhalt des ökologischen Systems verknüpft und Tourismus und Breitbandausbau zu Schwerpunkten der ländlichen Entwicklung.
Einheitswert-Hauptfeststellung
Die verstärkte Fluchtbewegung über das Mittelmeer in die EU beschäftigten Politik und Menschen auch in ländlichen Regionen. Die große Hitze im Sommer 2015 rückte den Klimawandel noch mehr in den Fokus. In diesem Jahr registrierte die LK NÖ deutlich mehr Interesse an einem Umstieg auf Biolandbau.
Auslauf der Milchquotenregelung
Mit einer Strukturreform blieben die 21 Bezirksbauernkammern Körperschaften öffentlichen Rechts, die Arbeit in Interessenvertretung, Beratung und Bildung wurde aber in zehn Organisationseinheiten zusammengefasst. Die Meisterinnen- bzw. Meisterabschlüsse in der nö. Land- und Forstwirtschaft erreichten 2016 einen Höchststand von 181.
Die Forstwirtschaft kämpfte mit Borkenkäferbefall durch längere Hitzeperioden und mit dem Eschentriebsterben. Beim Bäuerinnentag in Alpbach wurde 2017 eine Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung unterzeichnet, mit dem Ziel, den Frauenanteil in agrarischen Gremien deutlich zu erhöhen.
Die LK NÖ setzte die Initiative „Gut zu wissen, wo’s herkommt“ in ihren Großküchen um. Ziel der Initiative ist eine klare Herkunftskennzeichnung vor allem bei Fleisch und Eiern. Der nö. Alm- und Weidewirtschaftsverein unterstützte im Oktober 2018 die Wolfs-Petition der LK NÖ für mehr Sicherheit von Menschen sowie Haus- und Weidetieren.
Im Oktober 2019 präsentierte die LK NÖ ihren Zukunftsplan 2020 bis 2025, der die Arbeit von Bäuerinnen und Bauern unabhängig von Region, Bewirtschaftungsweise und -zweig unterstützen soll. Der neugegründete Verein „Boden.Leben“ widmet sich einer klimaangepassten und die fruchtbare Erde schützenden Landwirtschaft.
Die Covid-19-Pandemie rückte 2020 den Agrar- und Ernährungsbereich als systemrelevant ins Licht, verstärkte die Nachfrage nach regionalen Produkten und führte zu deutlichen Steigerungen im Online-Absatz von Lebensmitteln. Zur Erreichung des 100 Prozent-Ökostrom-Ziels 2030 wurde das österreichische „Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz“ in Begutachtung geschickt.
Mit dem im Zukunftsplan 2020-2025 definierten Schwerpunkt „Kommunikation mit der Gesellschaft“ ausbauen setzt die LK ein ganz klares Zeichen in Richtung verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Ausbau des Dialogs mit der Gesellschaft. Dazu wurden per 1.1.2021 die bestehenden Kräfte, Projekt und Agenden in diesem Bereich gebündelt und als neue Fachabteilung die Abteilung Agrarkommunikation der LK NÖ gegründet.
Hagelunwetter am Rande des Tornados in Südmähren im Juni 2021 schädigten die Ernte im nördlichen Weinviertel und die fortschreitende Pandemiesituation belastete nicht nur Österreich. Die LK NÖ richtete ihr Beratungsangebot auf die „Landwirtschaft 4.0“ mit Drohneneinsatz oder satellitengestützten Lenksystemen aus.
Zu ihrem 100-jährigen Gründungsjubiläum 2022 steht die Arbeit der LK NÖ im Zusammenhang mit einer neuen Periode der EU-Agrarpolitik, den Problemen einer global vernetzten Nahrungsmittelproduktion, mit digitalen Innovationen und regionalen Erzeugnissen und dem starken gesellschaftlichen Interesse an umwelt- und klimaschonenden bzw. tierfreundlichen Produktionsweisen und einer nachhaltigen Ernährung. Was sich aber nicht verändert hat, ist der Auftrag der Landwirtschaftskammer in den Bereichen der Beratung, Bildung und Förderung.