100 Jahre Absatzförderung Lebensmittel: Von der Propaganda zum Onlinemarketing

Absatzförderung für Lebensmittel war neben Regulierungen des Marktes immer dann notwendig, wenn mehr erzeugt wurde, als sofort verbraucht werden konnte. Sie findet sich zwar nicht dort, wo Subsistenzwirtschaft vorherrscht, und ein Blick in 20. Jahrhundert zeigt, dass auch in Zeiten des Hungers Agrarmarketing kein Thema war. Doch sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich die Landwirtschaft rasch und es folgten Maßnahmen, um den Absatz agrarischer Erzeugnisse anzukurbeln. Die Beispiele Wein und Milch zeigen dies.

Noch in der Ersten Republik, konkret ab 1936, begann der „Hauptverband der Weinbaubetriebe“ Marketingmaßnahmen, wie einen „Wein- und Obstkalender“ oder Weinverkostungen. Im Jahr 1952, also nur sieben Jahre nach Kriegsende, gab es erneut Marketing für den Weinabsatz, mit durchaus modernen Mitteln, wie Messebeteiligungen, Weinverkostungen, Briefwerbungen oder Plakaten. Das schicksalshafte Jahr 1985, das Jahr des Weinskandals, brachte einen fulminanten Neustart des Weinbaus in Richtung Qualität. Ab da übernahm die Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) sämtliche Marketing- und Werbeagenden.

Milch, ein lebensnotwendiges Grundnahrungsmittel und gleichzeitig Existenzgrundlage für abertausende Bauernhöfe, kennt ebenfalls Zeiten des Mangels und des Überflusses. 1927 startete die „Milchpropagandagesellschaft“, um die Nachfrage nach Milch- und Milchprodukten zu steigern und so die Preise auf Bauernseite zu stabilisieren. Acht Jahre nach Kriegsende, im Juni 1953, wurde der Verein „Österreichische Milch-Propagandagesellschaft“ registriert, der in weiterer Folge auf „Österreichische Milch-Informationsgesellschaft (ÖMIG)“ umbenannt wurde. Bis zum Ende der Marktordnungen mit dem Beitritt zur Europäische Union war es Aufgabe der ÖMIG, Milchwerbung im weitesten Sinn des Wortes zu betreiben.

2002 bündelten die bäuerlichen Direktvermarkter unter der Dachmarke der LK Österreich „Gutes vom Bauernhof“ ihre Aktivitäten und die die letzten beiden Jahre dominierende Coronapandemie mit Lockdown und Quarantänemaßnahmen pushte zudem den Onlinemarkt für bäuerliche Produkte.

Die späten 1980er und frühen 1990er Jahre waren gekennzeichnet vom EU-Beitritt. Um gerüstet zu sein, kam es 1990 zur Gründung der „Österreichischen Servicegesellschaft für Agrarmarketing Ges.m.b.H.“. Nachdem Österreich 1995 Teil des Gemeinsamen Marktes geworden war, übernahm die AMA Marketing GmbH, eine Tochter der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria, die Marketingaktivitäten. Die AMA Marketing schafft mit modernsten Werbe- und Marketingmethoden, die vom Print- und Plakatbereich über die sozialen Medien und das Onlinemarketing bis hin zu Aktionen in Supermärkten oder Messebeteiligungen reichen, die Basis für den Exporterfolg im Bereich Lebensmittel und Agrargüter. So konnte ein milliardenschweres agrarisches Außenhandelsdefizit im Laufe der letzten Jahrzehnte in eine ausgeglichene, jüngst sogar leicht positive Handelsbilanz verbessert werden. Und mit dem „AMA-Gütesiegel“ wurde eine bei jedem Konsumenten bekannte Marke geschaffen, die als verlässlicher Wegweiser beim Griff ins Supermarktregal fungiert.

 

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