Moderner Düngereinsatz ist effizient und zielgerichtet

Den Wandel von Sichtweisen im Bereich des Einsatzes von Düngemitteln soll folgendes Beispiel darstellen:
Eine Bodenuntersuchungsaktion wurde in den Nullerjahren von einer BBK im Weinviertel organisiert, im Kammerrundschreiben beworben und viele Landwirte beteiligten sich an dieser Aktion, das Interesse war groß und zahlreiche Bodenproben wurden schließlich im Labor untersucht. Als die Untersuchungsergebnisse vorlagen, wurden die Landwirte zur „Übergabsversammlung“ eingeladen. Dabei wurden die schriftlichen Ergebnisse ausgeteilt, meinerseits gab es eine Interpretation dieser Ergebnisse und eine Erklärung zur darauf aufbauenden Düngeempfehlungen. Fragen wurden gestellt und beantwortet und zum Schluss hat der Berater angeboten, für betriebsspezifische Fragestellungen im Anschluss an die Veranstaltung gerne noch zur Verfügung zu stehen. Dieses Angebot nutzten etliche Teilnehmer, unter ihnen ein älterer Herr, der sich geduldig als Letzter anstellte. Er stellte jedoch keine Frage, sondern hatte etwas sehr Interessantes zu erzählen.

Zuerst zeigte er seine Bodenuntersuchungsergebnisse von mehreren Weingärten. Die Standorte waren mehr als notwendig versorgt mit Phosphor und Kalium (Gehaltsklasse E), die aktuelle Düngeempfehlung lag somit bei null. „Wissens, Herr Ingenieur“, begann er zu erzählen „es muss in den 1950er Jahren gewesen sein. Wir hatten schon einen Traktor, aber noch keinen Düngerstreuer. Der Mineraldünger lag auf einem kleinen Anhänger, gezogen vom Traktor, den ich als Bub lenkte. Am Anhänger stand mein Vater und streute den Dünger mit einer Schaufel in die Weingärten. Damals war der Dünger sehr günstig, und es gab zusätzlich eine staatliche Förderung zum Mineraldüngerkauf. Schließlich gab es damals nur ein Ziel: produzieren, produzieren und noch einmal produzieren. Der Mangel an Speis und Trank war damals noch gegenwärtiger als die ausreichende Versorgung.“ Der gute Mann beschrieb also eine zum damaligen Zeitpunkt der Bodenuntersuchungsaktion etwa 50 Jahre alte Sichtweise und Einstellung zur Verwendung von Phosphor- und Kalimineraldüngern. Es gab damals genau ein Ziel, nämlich die Produktion zu steigern. Dieses Ziel wurde bereits wenige Jahre bis Jahrzehnte später erreicht und die landwirtschaftliche Produktion überstieg in vielen Bereichen bereits den Inlandsbedarf und die staatlichen Hilfen für die Landwirtschaft betrafen nicht mehr die Bezuschussung des Düngerkaufs, sondern flossen in die Exportstützung.

Mit EU-Beitritt waren dann gewisse Zahlungen an die Stilllegung von Ackerflächen geknüpft, mit dem Ziel, Produktionsüberschüsse zu reduzieren (wer erinnert sich noch an die beiden Brachemöglichkeiten ab 1995? Auflösung: Rotationsbrache und Dauerbrache). Für den Weinbau gab es die ÖPUL-Maßnahme „Integrierte Produktion im Weinbau“, diese Maßnahme enthielt unter anderen Einschränkungen bei der Düngung von Stickstoff, Phosphor und Kalium. Mit anderen Worten: Diese Umweltprämien waren an die Zurückhaltung beim Düngen geknüpft. Ab Anfang der 1970er-Jahre erreichte der Mineraldüngeraufwand je Hektar bis in die Mitte der 1980er-Jahre seinen Höhepunkt, lediglich der sogenannten „Ölpreisschock“ sorgte für einen deutlichen Absatzrückgang. Seit Mitte der 1980er-Jahre geht der Nährstoffeintrag über Mineraldünger im Durchschnitt je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche deutlich zurück. Die unten angeführte Grafik zeigt dies recht anschaulich.

Welche Sichtweisen werden „das Düngen“ zukünftig beeinflussen?
Zunehmende Genauigkeiten hinsichtlich Düngerbemessung und Düngerverteilung werden erwartet – Stichwort: Teilflächenspezifische Düngung. Da entwickeln sich aktuell interessante Ansätze. Ebenso werden kommende Maßnahmen zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen Auswirkungen auf den Düngungsbereich haben, schließlich ist die Erzeugung von Stickstoffmineraldüngern mit einem deutlichen Energieaufwand verbunden.