Landwirte liefern heutzutage nicht nur Wärme, sondern auch Strom

Die Land- und Forstwirtschaft war schon immer darauf ausgerichtet, neben Nahrungs- und Futtermittel auch Energie, sowohl für den Eigenbedarf als auch für die gesamte Gesellschaft, bereitzustellen. Sie lieferte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend die Rohstoffbasis für die gesamte vorindustrielle Wirtschaft. Holz war der Hauptenergieträger, um aus mineralischen Rohstoffen Metalle, Keramik, Baustoffe oder Chemikalien herzustellen. Die Landwirtschaft selbst erzeugte ihre Produkte noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vorwiegend auf einer autarken Rohstoffbasis.

Ein historisch bedeutender Einschnitt für die Landwirtschaft vollzog sich mit dem Ersatz der Zugtiere durch Maschinen und Geräte, die mit fossilem Diesel betrieben wurden. Dies erfolgte in größerem Ausmaß aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg und erreichte Ende der 1960er-Jahre seinen Abschluss. Die Produktivität hat sich dadurch vervielfacht. Mit dem Rückgang der Zugtiere wurden entsprechend Futterflächen für anderweitige Nutzungen frei. Gleichzeitig ging durch die Nutzung fossiler Energie die Energiebereitstellung durch die Landwirtschaft stark zurück.

Einen weiteren Umbruch in der landwirtschaftlichen Produktionsweise brachten das steigende Angebot und die Verwendung von elektrischem Strom. Die Elektrifizierung in Niederösterreich begann Ende des 19. Jahrhunderts und zog sich über einen Zeitraum von mehr als siebzig Jahren. Konzentrierte man sich anfangs auf geschlossene Gemeinden und Stadtgebiete mit höherer Bevölkerungsdichte, so wurden abgelegene landwirtschaftliche Streusiedlungen meist erst nach 1945 erschlossen. Der Abschluss der Elektrifizierung der Siedlungsgebiete erfolgte erst 1963 in Harmanschlag im Bezirk Gmünd. Diente Strom anfangs nur der Beleuchtung und zum Antrieb von einzelnen Elektromotoren, so kam es besonders in der Tierhaltung durch fortschreitende Spezialisierung und Intensivierung zu einer kontinuierlichen Erhöhung des Stromverbrauchs.

Im Wärmebereich gab es in den 1980er Jahren zahlreiche Innovationen. Mit echter Handarbeit entstanden die ersten selbstgebauten Solaranlagen, die vielfach bis heute noch kostenlose Wärme erzeugen. Ein besonderer Höhepunkt war die technische Entwicklung der Biomassehackgutheizungen zur komfortablen Wärmeversorgung. Die damalige Bundesanstalt für Landtechnik in Wieselburg mit ihrer Prüfanstalt für Heizkessel sowie zahlreiche Vorführungen und Vorträge durch die Kammern trugen wesentlich zur technischen Weiterentwicklung und Verbreitung derartige Anlagen bei. Die österreichische Biomassekesseltechnologie ist mittlerweile ein Exportschlager und weltweit führend.

Seit Errichtung der ersten Biomassenahwärmeanlage im Jahr 1983 sorgen mittlerweile über 800 Anlagen in NÖ für umweltfreundliche Wärme für Kunden sowie für Einkommensmöglichkeiten für Land- und Forstwirte. Durch den fortschreitenden Klimawandel ist eine Umstellung des Energiesystems unumgänglich. Im Bereich der Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien wird der Land- und Forstwirtschaft durch ihre Ressourcen eine hohe Bedeutung beigemessen. Photovoltaikanlagen und Biomasseheizungen sind bereits heute Bestandteil der Energiekonzepte vieler Höfe. Aber auch als Energielieferanten in Form von Biomasse, Wärme und Ökostrom stehen Land- und Forstwirte wieder hoch im Kurs und können eine Schlüsselstellung einnehmen.

Immer wichtiger wird es, Strom, Wärme und Kraftstoffe in allen Betriebsbereichen effizient einzusetzen. In der Außenwirtschaft gilt es, vor allem den Kraftstoffeinsatz zu senken und in der Innenwirtschaft Wärme und Strom effizient zu nutzen. Dies ist nicht nur wichtig, um die Produktionskosten zu senken, sondern auch um Treibhausgasemissionen zu verringern. Die effiziente und verstärkte Nutzung der hofeigenen erneuerbaren Ressourcen ist heute wie damals ein wichtiger Erfolgsfaktor. Diese reduzieren die Energieabhängigkeit und stärken die Wettbewerbsfähigkeit.

Bereits heute stehen den Betrieben völlig neue Technologien zur Senkung der Energiekosten, wie Photovoltaikanlagen, Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen, Stromspeicher, Energiemanagementsysteme oder von Satelliten gesteuerte Fahrassistenten zur Verfügung. Die Entwicklungen im Energiesektor sind aber noch nicht abgeschlossen, sondern gehen rasant weiter. Die Energieversorgung von morgen wird auch für die Land- und Forstwirtschaft eine andere sein als heute.

 

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