Naturschutz wird immer komplexer und gesellschaftsrelevanter

Der Themenkomplex des Umwelt- und Naturschutzes ist in seinem aktuellen Umfang erst in jüngster Vergangenheit entstanden. In seiner Gesamtheit ist es ein sehr vielfältiges Feld, das die land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung jedoch in hohem Maße betrifft und beschäftigt. Waren es früher Aufgaben wie der saure Regen oder das Hintanhalten von groben Verschmutzungen der Gewässer, so wirken die gesellschaftlichen Herausforderungen im Umweltbereich heute viel komplexer. Man denke nur an den stattfindenden Klimawandel, den Biodiversitätsverlust oder die Dezimierung der tropischen Wälder. Manches wirkt weit weg, anderes ist dagegen direkt vor der Haustür, wie die vermehrt auftretende Problematik der Vermüllung von landwirtschaftlichen Flächen.

Die österreichische Gesellschaft legt viel Wert auf Umweltschutz, wobei es bei einzelnen Themen durchaus zu stärkeren Polarisierungen kommt. Dies spiegelt sich derzeit insbesondere in der Debatte rund um den Klimawandel und den Weg zur Energiewende wider.Ein gesellschaftlich sehr relevantes Teilgebiet des Umweltschutzes stellt der Bereich des Naturschutzes dar. Gefühlt ist dieses Themenfeld heutzutage ebenso präsent wie der Klimawandel. Dies ist nicht zuletzt auf sehr kontrovers diskutierte Themen wie die Wiederbesiedlung Österreichs durch die Wölfe zurückzuführen. In der Land- und Forstwirtschaft stehen Naturschutzthemen immer wieder an der Tagesordnung und spätestens seitdem der Begriff Biodiversität in aller Munde ist, wird zum Erhalt und Verlust ebenjener Vielfalt vieles überlegt, diskutiert und Strategien entwickelt.

Fakt ist: Umwelt- und Naturschutz geht uns alle etwas an.
Doch welche Wege sollen nun bestritten werden, um „alles unter einen Hut zu bringen“?  Konkret gesagt: Es sollten Wege sein, die in die heutige Zeit passen, und sie sollten im Dialog erfolgen. Extrempositionen werden von den meisten zurecht abgelehnt. Landwirtschaft und Umwelt- bzw. Naturschutz schließen einander nicht aus. Ein Miteinander wird von vielen erwartet und birgt auch die größeren Erfolgschancen, alle Herausforderungen zu meistern.

Die Erhaltung der Biodiversität ist auch für die heimische Land- und Forstwirtschaft von wesentlicher Bedeutung. Dahingehend ist aber auch zu bedenken, dass sich in unserer Kulturlandschaft vieles geändert hat. Früher, als es noch keine Mechanisierung gab, musste der Natur jeder Quadratmeter mühsam abgerungen werden und es waren weitaus mehr Menschen damit beschäftigt, jedes Eck der Kulturlandschaft zu bewirtschaften und zu pflegen. Biodiversität entstand in der Kulturlandschaft meist als Begleiterscheinung der Produktion, heute wird sie auf mancher Fläche über diese gestellt. Fanden früher gebietsweise großflächig Urbarmachungen in Form von Steinsprengungen und sogar Baumsprengungen statt, werden heute gezielt Lesesteinhaufen angelegt und Bäume, zur Erzeugung von naturnahen Totholzstrukturen im Sinne des Naturschutzes gesprengt.

Aber was ist der Idealzustand einer Kulturlandschaft? Gibt es diesen überhaupt und lässt sich alles mit einem Schutzgebiet erhalten? Auch die Sichtweisen im Naturschutz haben sich einem Wandel unterzogen. Vor nicht allzu langer Zeit wollte man noch alles unter die „Käseglocke“ stellen, heute werden oftmals dynamischere und regionalere Ansätze gewählt. Doch welche Arten und Lebensräume sollen dabei vorrangig geschützt werden, was muss gleich passieren und was kann warten? Dazu gibt es auch im Bereich des des Naturschutzes fallweise unterschiedliche Sichtweisen und Herangehensweisen. Dies spiegelt sich ebenso im Spektrum der Naturschutz-NGOs wieder, wo man ebenfalls nicht immer einer Meinung in Sachen Zielsetzung und Priorisierung ist.

 

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