Interview mit Franz Raab und Gottfried Holzer

Eine Zeit, die Mut zur Reform brauchte


„Ecclesia semper reformanda.“ Dieses Zitat wird dem Hl. Augustinus zugeschrieben und meint, dass die Kirche stetig reformiert werden müsse. Zum identischen Schluss für die Landwirtschaftskammer kommen in ihrem Gespräch Dr. Gottfried Holzer und Dipl.-Ing. Franz Raab, die in den letzten 40 Jahren als Direktoren die Geschicke der LK Niederösterreich wesentlich mitgestaltet haben. In die Ära Holzer (1992 bis 2008) fielen Meilensteine, wie der EU-Beitritt, die Urabstimmung über die Landwirtschaftskammer, der Umzug von Wien nach St. Pölten samt Neubau des Kammergebäudes und tiefgreifende Organisationsreformen, sowohl in der Zentrale als auch in den Bezirkskammern. Franz Raab (seit 2008) setzte weitere gründliche Reformschritte, um Kammer und Mitglieder für die Herausforderung der Digitalisierung optimal zu rüsten. Das betrifft sowohl neue Wege der Kommunikation, wie Social Media, als auch die Vorbereitung der Betriebe auf brennende Fragen der Gesellschaft.

Franz Raab
Dipl.-Ing. Franz Raab (Jahrgang 1967) stammt aus Kottaun im Waldviertel, besuchte die Höhere landwirtschaftliche Bundeslehranstalt Francisco Josephinum in Wieselburg und schloss 1993 sein Studium an der Universität für Bodenkultur (Studienzweig Agrarökonomie) ab. Im selben Jahr trat er in die Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs (heute: LK Österreich) ein, absolvierte 1994 in der Europäischen Kommission (Abteilung Ländliche Entwicklung) ein Praktikum und begann seine Tätigkeit 1995 in der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer. Zwischen 1997 und 2006 leitete Raab die Abteilung Pflanzenproduktion, wurde 2006 Kammerdirektorstellvertreter und 2008 Kammerdirektor. Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren unter anderem drei Kammerwahlen (2010, 2015 und 2020), eine neue Dienstordnung, die Entwicklung des Zukunftsbildes Landwirtschaft (2012), eine Strukturreform (2016) und die Generalsanierung des LK-Gebäudes (2021).

Gottfried Holzer
Univ.Prof. Dr. Gottfried Holzer (Jahrgang 1946) stammt aus Wullersdorf im Weinviertel. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien, trat 1969 in den Dienst der NÖ. Landes-Landwirtschaftskammer, wurde 1986 Kammeramtsdirektorstellvertreter und war von 1992 bis 2008 Kammerdirektor der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer. 1981 habilitierte er sich an der Universität für Bodenkultur in Wien und lehrt heute an der Universität für Bodenkultur, der Donauuniversität Krems und der Fachhochschule Wiener Neustadt bzw. Wieselburg. Als Hobbies nennt er Gartengestaltung, Reisen, Jagd und Musik, wobei das letztere weit über den Hobby-Bereich hinaus geht: Holzer ist ausgebildeter Organist und Komponist, seit 1969 Wallfahrtsorganist an der Basilika Maria Roggendorf, Organist an der Christkönigskirche Hochleiten der Pfarre Gießhübl, und hat eine Reihe von Kompositionen für Orgel geschaffen.