Interview mit Richard Pichler und Franz Rauscher

Tierhaltung auf neuen Wegen: Wir brauchen die Konsumenten


In den letzten Jahren ist die Tierhaltung nicht nur in Österreich in den Mittelpunkt medialen Interesses gerückt. Dabei wird meist übersehen, dass sich Methoden und Wege der Tierhaltung auch schon bisher geändert und an die immer neuesten Erkenntnisse von Wissenschaft und Forschung angepasst haben. Einer, der das beinahe ein halbes Jahrhundert nicht nur beobachten, sondern auch selbst mitgestalten konnte, ist Ing. Richard Pichler, international erfahrener, langjähriger Fleckviehzuchtexperte. „Gut Streitdorf“-Obmann Ing. Franz Rauscher – er ist auch Obmann des Tiergesundheitsdienstes in Niederösterreich – will die Konsumenten als Verbündete. Eine durchgehende Herkunftskennzeichnung soll klarmachen, woher das Fleisch kommt. Nur so kann eine bewusste Kaufentscheidung zugunsten der heimischen Rinder-, Schweine-, Geflügel- oder Schaf- und Ziegenbäuerinnen und -bauern getroffen werden.

Franz Rauscher
Ing. Franz Rauscher (Jahrgang 1968) stammt aus Eggendorf, Gemeinde Sitzenberg-Reidling, im Mostviertel. Rauscher ist Absolvent der HLBLA Francisco Josephinum in Wieselburg. Er ist seit 2018 Obmann der Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf und seit 2021 Obmann des Niederösterreichischen Tiergesundheitsdienstes. Gut Streitdorf ist eine Erzeugergemeinschaft für die Vermarktung von Schweinen, Rindern, Schafen und Ziegen mit Sitz in Streitdorf bei Stockerau und in Herzogenburg. Vertragsbäuerinnen und -bauern produzieren dabei für Partner, wie Schlachthöfe, Fleischverarbeiter oder Handelsketten. Der NÖ Tiergesundheitsdienst wurde 1996 gegründet. Mitglieder sind das Land NÖ, die LK Niederösterreich und die NÖ Tierärztekammer. 2002 wurde nach diesem Vorbild der bundesweite Tiergesundheitsdienst gegründet. Am Niederösterreichischen Tiergesundheitsdienst nehmen derzeit rund 7.600 Landwirte und 280 Tierärzte teil.

Richard Pichler
Ing. Richard Pichler (Jahrgang 1943) stammt aus Waitzendorf, Gemeinde St. Pölten, im Mostviertel, besuchte die HLBLA Francisco Josephinum in Wieselburg und trat 1969 in den Dienst der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer mit Dienstsitz in Zwettl. Er begann als „Zucht- und Umstellungsberater“, wurde 1972 Geschäftsführer des Verbandes Waldviertler Fleckviehzüchter (bis 2000) und war von 1981 bis 2008 Geschäftsführer des NÖ Landeskontrollverbandes für Leistungsprüfungen in der Tierhaltung. Zwischen 1997 und 2007 war Pichler Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Fleckviehzüchter, wurde 2001 Vizepräsident der Europäischen Vereinigung der Fleckviehzüchter und war zwischen 2003 und 2007 Obmann dieser europaweiten Vereinigung. Pichler trat 2008 nach 39 Dienstjahren in den Ruhestand. Er knüpfte sofort nach der Wende Kontakte zu allen Reformländern und erreichte einen hohen Bekanntheitsgrad für Zuchtvieh aus Österreich – auch in den westlichen Ländern.Mittlerweile verkauft Österreich die Rinder in insgesamt 35 Länder auf der ganzen Welt.