Ökonomierat Alois Scheibenreif

 

Alois Scheibenreif wurde als Bauernsohn am 20. April 1906 in Reith im Bezirk Neunkirchen geboren. Nach der Volksschule absolvierte er neben mehreren Fortbildungskursen einen Landwirtschaftskurs im bäuerlichen Volksbildungsheim Hubertendorf. In der Folge führte er den Betrieb seiner Eltern.

Als Teilnehmer eines landwirtschaftlichen Fortbildungskurses in Neunkirchen wurde er 1925 als 19jähriger beauftragt, den ersten landwirtschaftlichen Fortbildungsverein in Niederösterreich ins Leben zu rufen. Dieser sollte sich später zum Ländlichen Fortbildungswerk weiterentwickeln. 1928 war Alois Scheibenreif an der Gründung des Verbands landwirtschaftlicher Fortbildungsvereine maßgeblich beteiligt, dessen Obmann er bis 1937 war.

Sein Engagement in der Organisation der Jungbauern in NÖ verschaffte ihm dann jene Aufmerksamkeit, die 1934 in seiner Berufung in die NÖ. Landes-Landwirtschaftskammer mündete. Dieser gehörte er bis zu deren Auflösung nach der Machtübernahme des nationalsozialistischen Regimes 1938 als Landeskammerrat an. Ferner war er von 1934 bis 1938 Obmannstellvertreter des NÖ. Bauernbunds. Im Ständestaat vertrat er im NÖ. Ständischen Landtag die Land- und Forstwirtschaft.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland wurde Alois Scheibenreif zweimal inhaftiert. Nach der Kapitulation des Regimes und dem Ende des Zweiten Weltkriegs knüpfte er an seine politische Laufbahn wieder an. Vom 19. Dezember 1945 bis zum 7. Dezember 1967 war er als Abgeordneter für die ÖVP im Nationalrat vertreten. 1947 bis 1962 wirkte er erneut als stellvertretender Obmann des NÖ. Bauernbunds, dessen Obmann er dann von 1962 bis 1970 war. Anschließend wurde Alois Scheibenreif auf Lebenszeit zu dessen Ehrenpräsidenten ernannt. Bereits 1945 wurde er Obmann der Bezirksbauernkammer in Neunkirchen und dann 1950 zum Vizepräsidenten der NÖ. Landes-Landwirtschaftskammer gewählt. 1962 übernahm er schließlich das Präsidentenamt und blieb bis 1970 in dieser Funktion.

Alois Scheibenreif engagierte sich im landwirtschaftlichen Genossenschafts- und Fortbildungswesen. Mehr noch ist sein Werdegang aber von seinem Wirken für die landwirtschaftliche Sozialversicherung geprägt. Bereits als 22jähriger gehörte er ab 1928 dem Beirat der Landarbeiterversicherungsanstalt für Wien, NÖ und das Burgenland an. Nach dem Zweiten Weltkrieg initiierte er die Errichtung der Land- und forstwirtschaftlichen Sozialversicherungsanstalt 1948 mit. Sowohl dieser Einrichtung wie auch der landwirtschaftlichen Zuschussrentenversicherungsanstalt stand er als Obmann vor. In der Zweiten Republik war Alois Scheibenreif treibende Kraft in der sozialen und gesundheitlichen Absicherung des bäuerlichen Berufstandes (Krankenversicherung, Altersvorsorge bzw. Zuschussrente).

Bereits 1953 wurde ihm der Titel Ökonomierat verliehen; 1959 wurde er mit dem päpstlichen Ritterkreuz des Silvesterordens ausgezeichnet. Nach dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich folgte 1968 auch das Große Goldene Ehrenzeichen. Ferner war Alois Scheibenreif Träger des Goldenen Komturkreuzes des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. Er verstarb am 21. Dezember 1975 in Neunkirchen.