Hofrat Dipl.-Ing. Dr. Hans Bertl

 

Johann („Hans“) Bertl wurde am 7. Jänner 1909 in Wien-Leopoldau geboren. Sein Vater war der Landwirt und Ökonomierat Johann Bertl senior, von 1909 bis 1935 Obmann der Stierkörungskommission für Wien und Umgebung. Seine Schulzeit verbrachte Hans Bertl in Wien, später in Waidhofen an der Thaya, wo er die Realschule mit Auszeichnung beendete. Nach der Matura 1929 studierte er Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und schloss 1933 als Diplom-Ingenieur ab.

1934 nahm er seinen Dienst in der nö. Landes-Landwirtschaftskammer auf, wo er zum Milchkontrollassistenten ausgebildet wurde. Er wirkte als Kammersekretär in den Bezirksbauernkammern Groß-Enzersdorf und Pöggstall. In der 1935 eingerichteten Landes-Landwirtschaftskammer für Wien nahm er dann die Position eines Fachreferenten ein.

Nach dem „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde er vom neuen Regime seines Postens enthoben und betätigte sich zunächst als Bauleiter im Straßenbau, dann als Tierzuchtinspektor, bis er 1940 selbst zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach seiner Rückkehr aus französischer Gefangenschaft trat er 1946 zunächst als Tierzuchtreferent wieder in den Dienst der 1945 wieder gegründeten nö. Landes-Landwirtschaftskammer ein.

1947 übernahm er die Leitung der Tierzuchtabteilung, ein Jahr später wurde er zum Tierzuchtdirektor ernannt. Der Tierbestand und die Produktion tierischer Erzeugnisse waren während des Weltkriegs stark eingebrochen, die Ernährungslage insbesondere der Wiener Bevölkerung desolat. Hans Bertl setzte sich dafür ein, Tierzucht und Produktion zu stärken bzw. erst wiederaufzubauen und die Qualität der Erzeugnisse zu verbessern. Er trug dazu bei, Österreich von einem Fleischimport- zu einem Exportland zu entwickeln. 1949 stieg er in der nö. Landes-Landwirtschaftskammer zum Tierzucht-Oberinspektor auf.

1951 gründete er die Schweineversuchs- und Prüfanstalt in Schwechat, wo er die Mast- und Schlachtleistungsprüfung einführte. Im Folgejahr wurde er außerdem zum Vizepräsidenten der europäischen Studienkommission für Schweineproduktion ernannt, womit seine Expertise auch international Anerkennung fand. Er wirkte ferner als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der nö. Tierzuchtverbände, des Verbandes der nö. Pferdezüchter und des Verbandes der nö. Schweinezüchter. Als Vorstand des Verbandes der nö. Viehverwertungsgenossenschaften gehörte er außerdem der Verwaltungskommission des Viehverkehrsfonds an. Für seine Dienste wurde er dann 1958 mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.

Im Alter von 54 Jahren erlangte Hans Bertl schließlich am 17. Juli 1963 den Doktortitel mit einer Dissertation zu „Untersuchungen über Mast- und Schlachtleistungen österreichischer Rinderrassen“ an der Wiener Universität für Bodenkultur. Drei Jahre später, am 1. Juli 1967, wurde er zum Kammeramtsdirektor der nö. Landes-Landwirtschaftskammer bestimmt und füllte dieses Amt sieben Jahre lang bis zu seiner Pensionierung 1974 aus. In seiner Amtszeit setzte er bereits Computer für die Strukturanalyse ein und richtete ein Marktreferat ein, um einen Ausgleich von Produktion und Absatz herbeizuführen. 1968 war er vom Bundespräsidenten zum Hofrat ernannt worden. Er verstarb 89jährig am 14. September 1998 in Wien und wurde auf dem Stammersdorfer Friedhof bestattet.