Ökonomierat Josef Kraus

 

Josef Kraus wurde am 23. Februar 1890 als Sohn der Bauersleute Therese Kraus, geborene Schodl, und Georg Kraus in Kronberg im Bezirk Mistelbach geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er die landwirtschaftliche Landeslehranstalt in Mistelbach. 1906 fungierte er bereits als 16jähriger als Geschäftsführer der örtlichen Milchgenossenschaft.

1911 wurde er zum Militärdienst einberufen und erlebte den Ersten Weltkrieg von dessen Beginn 1914 an als Soldat. Erst 1919 kehrte er aus italienischer Kriegsgefangenschaft in den neu gegründeten österreichischen Staat zurück. Er übernahm den Hof der Eltern und repräsentierte kleinere Bauern und Bäuerinnen in der Milchpreisbestimmungskommission zur Anpassung des Preises an die an Fahrt gewinnende Nachkriegsinflation. Darüber hinaus machte sich Josef Kraus im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen verdient. Ab 1932 fungierte er als Obmann des österreichischen Milchausgleichsfonds, der Wiener Milchverkehrsstelle und des Verbandes der Milchgenossenschaften Österreichs.

Schon 1920 war Josef Kraus Vizebürgermeister, 1924 Bürgermeister der Gemeinde Kronberg geworden. Das Amt hatte er bis zum „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 inne. Außerdem wurde er 1927 zum Abgeordneten zum NÖ. Landtag gewählt. Diesem gehörte er bis Dezember 1930 an und wurde anschließend bis Mai 1934 Abgeordneter zum Nationalrat. Seit 1927 gehörte Josef Kraus dem Führungszirkel der NÖ. Heimwehr an. Zur Zeit der autoritären Dollfuss-Schuschnigg-Regierung war er Mitglied des Staatsrates und des Bundestages (1934–1938).

Vom nationalsozialistischen Regime wurde er nach dem „Anschluss“ 1938 zunächst verhaftet und aus seinen Ämtern entfernt und widmete sich dann ab 1939 als Landwirt seinem Hof. Von April bis August 1945 wirkte er bis zur Rückkehr des inhaftierten Josef Reither als erster Präsident der in der Endphase des Zweiten Weltkriegs wieder gegründeten NÖ. Landes-Landwirtschaftskammer. Zeitgleich gehörte er als Unterstaatssekretär bzw. Staatssekretär der provisorischen Staatsregierung an. Im Dezember 1945 wurde er Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft (bis 1952) und blieb bis 1953 Abgeordneter zum Nationalrat. Von 1951 bis 1960 hatte er die Position als stellvertretender Bundesparteiobmann der ÖVP inne.

Zudem widmete er sich wieder dem landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen und bekleidete u.a. das Amt des Obmanns des Verbandes ländlicher Genossenschaften in Niederösterreich. Zwischen 1945 und 1960 wirkte er ferner als Obmannstellvertreter des NÖ. Bauernbundes und war von 1947 bis 1960 Präsident des Österreichischen Bauernbundes. 1952 wurde Josef Kraus der Titel Ökonomierat verliehen. Außerdem war er von 1959 bis 1961 Vizepräsident des Verbandes der europäischen Landwirtschaft (CEA). Der Träger des Ehrenrings des Landes Niederösterreich sowie des Goldenen Komturkreuzes mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (beide 1960) verstarb am 1. Juli 1971 in seinem Geburtsort.