Ökonomierat Matthias Bierbaum

 

Matthias Bierbaum wurde am 28. Dezember 1916 in Neusiedl a. d. Zaya geboren. Nach der Volksschule in Neusiedl und der Bürgerschule in Poysdorf besuchte er im Alter von 16 Jahren die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Mistelbach. 1937 wurde er zum Wehrdienst und von Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 an als Soldat eingezogen. 1945 kehrte er aus britischer Kriegsgefangenschaft nach Österreich zurück. Bereits 1944 hatte er die Ehe mit seiner Frau Maria geschlossen, aus der zwei Töchter und ein Sohn hervorgingen.

Nach Kriegsende engagierte sich Bierbaum in der Regionalpolitik. Ab 1946 nahm er seine Tätigkeit im Gemeinderat von Neusiedl a. d. Zaya auf. Zwischen 1955 und 1960 war er Vizebürgermeister von Neusiedl, anschließend 30 Jahre lang bis 1990 Bürgermeister.

Darüber hinaus wurde er 1950 Bezirksbauernrat in Zistersdorf; 1960 übernahm er schließlich als Obmann Verantwortung in der Bezirksbauernkammer, deren stellvertretender Obmann er bereits zuvor gewesen war. Ab 1950 wurde er außerdem Mitglied des Präsidiums und dann stellvertretender Obmann des Niederösterreichischen Bauernbunds sowie Mitglied des Landesbauernrates. In dieser Zeit trug er wesentlich zur Errichtung des Hauses der Landwirtschaft in Zistersdorf bei. Ein besonderes Anliegen, das seine Tätigkeit auch in den Folgejahren prägen sollte, waren die Existenzsicherung der klein- und mittelbäuerlichen Betriebe, die Grundaufstockung sowie die Förderung der Mechanisierung und Technisierung der bäuerlichen Betriebe. Diese Ziele setzte er auch in seiner eigenen Landwirtschaft um, deren Fläche bis 1979 auf 40 ha (Äcker und Weingarten) anwuchs und deren Vollmechanisierung er vorantrieb.

Mit 1955 gehörte er als Landeskammerrat außerdem der nö. Landes-Landwirtschaftskammer an, deren Vizepräsident er 1962 wurde. Zudem war Bierbaum Mitglied des Betriebs- und des Weinausschusses der Kammer. 1965 folgte die Ernennung zum Ökonomierat. Gleichzeitig wurde er 1966 in den Niederösterreichischen Landtag gewählt, dem er bis 1969 als Abgeordneter angehörte. Zwischen dem 24. Oktober 1966 und dem 27. März 1980 füllte er die Position als niederösterreichischer Agrarlandesrat aus. 1970 trat er schließlich die Nachfolge Alois Scheibenreifs als Kammerpräsident an und stand der Kammer bis 1985 vor.

In seinen Funktionen machte er sich als Förderer des landwirtschaftlichen Fachschulwesens, im Ausbau der Güterwege und der Getreidemarktordnung verdient. Er suchte Lösungen für die Problematik er Überschussproduktion und setzte sich weiterhin für eine kostendeckende Preisgestaltung zur Existenzsicherung bäuerlicher Familienbetriebe sowie für Einkommensausgleiche für Bergbauern ein. Darüber hinaus engagierte er sich im Genossenschaftswesen und übernahm diverse Aufgaben und Funktionen in der Wirtschaft.

Seit 1956 war er ferner Aufsichtsratmitglied der Österreichischen Mineralölverwaltung in Wien, später war er auch Aufsichtsrat der Wiener Messe AG, der Niederösterreichischen Siedlungswasserbau GmbH (NÖSIWAG) und war zwischen 1975 und 1992 Aufsichtsratsvorsitzender der Ersten Niederösterreichischen Brandschaden-Versicherungs AG sowie Vorsitzender des Länderkuratoriums der Versicherungsanstalt der österreichischen Bundesländer.

1977 wurde er zu seinem 60. Geburtstag zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Neusiedl a. d. Zaya gekührt. Das Ländliche Fortbildungswerk verlieh ihm zum selben Anlass den Ehrenring und die Niederösterreichische Landes-Landwirtschaftskammer zeichnete ihn mit der Großen Goldenen Kammermedaille aus. Bereits 1968 war er mit dem Silbernen Komturkreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich geehrt worden. Am 24. August 1995 verstarb er im Alter von 78 Jahren in Neusiedl a. d. Zaya.