Hofrat Dr. jur. Rudolf Winter

Der erste Kammeramtsdirektor Rudolf Winter wurde am 24. April 1878 in Wien geboren. Sein Jusstudium beendete er mit dem Doktorat 1898 an der Universität Wien. 1899 erfolgte sein Ruf ins k.k. Ackerbauministerium, wo er u.a. mit dem landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen befasst war und in der späten Habsburgermonarchie die Position eines Ministerialrats einnahm. Er war verheiratet mit Grete Winter, geborene Karplus.
Von 1920 bis 1923 war er Geschäftsführer der Agroterra, aus der später der Allgemeine Verband für das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen in Österreich hervorgehen sollte. Dessen Satzung arbeitete er gemeinsam mit dem christlichsozialen Politiker Matthäus Bauchinger (1851–1934) aus. Auch als Generalsekretär der Agrarischen Zentralstelle ab 1921 trieb ihn das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen um. Zur selben Zeit wurde er Mitglied in der Kommission für Angelegenheiten des Wiederaufbaus Österreichs sowie Generalsekretär der Präsidentenkonferenz der landwirtschaftlichen Hauptkörperschaften Österreichs.
1922 erfolgte Rudolf Winters Bestellung zum Kammeramtsdirektor der Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer. Das Amt füllte er bis 1924 aus, musste es dann aber aufgrund einer Erkrankung niederlegen. In der Folge wirkte er weiterhin als Konsulent an der Kammerarbeit mit. Ab 1925 übernahm er schließlich die Funktion des Generalsekretärs der Präsidentenkonferenz der land- und forstwirtschaftlichen Hauptkörperschaften. Dabei trug er wesentlich zur Entwicklung von Leitlinien in diversen Bereichen der Landwirtschaftspolitik bei.
Darüber hinaus vertrat er die Interessen der LandwirtInnen in diversen Gremien, so der Rundfunkgesellschaft, im Devisenbeirat, Österreichischen Kuratorium für Wirtschaftlichkeit, Garantiefonds, Handelsstatistischen Dienst oder im Zollbeirat. Bereits 1923 war er zum Zensor der Österreichischen Nationalbank (Hauptanstalt Wien) ernannt worden; 1931 erfolgte seine Ernennung zum Kurator der Postsparkasse. Zudem war er im Beirat des Internationalen landwirtschaftlichen Instituts in Rom. Ferner trug er mit Fachpublikationen und Radiovorträgen zur Wissensvermittlung an LandwirtInnen bei.
Anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums zeichnete die Landes-Landwirtschaftskammer Rudolf Winter 1932 mit dem Großen Ehrenzeichen aus. Er starb am 8. Juni 1934 in Pontebba/Italien und ist am Friedhof Hütteldorf in Wien begraben.